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Die Schwarze Kirche  / Klassen V – VIII

By 17 April 2023No Comments

Die Schwarze Kirche befindet sich im Herzen von Kronstadt. Sonntags kommen die Menschen in die Kirche, um zu beten, und den Rest der Zeit wird sie von Touristen besucht und bewundert. Die Schwarze Kirche ist eine evangelisch-lutherische Kirche und das Gotteshaus einer Gemeinde, die zur Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Rumänien gehört.

Welches sind wesentliche Glaubensvorstellungen des lutherischen Bekenntnisses? Die von Martin Luther vorgeschlagenen Reformen führten zur Entstehung des lutherischen Bekenntnisses. Sein Ziel war es, die Kirche von innen heraus zu reformieren, aber die von ihm vorgeschlagenen Reformen konnten in der damaligen katholischen Kirche keinen Platz finden. Martin Luther veröffentlichte 1517 seine 95 Thesen, in denen er die Rolle des Papstes und den Ablasshandel der Kirche hinterfragte. Luthers Reformation vertrat die Vorstellung, dass Erlösung allein durch die Gottes Gnade (sola gratia) und nicht durch rein äußerliche „fromme” Taten möglich sei. In Siebenbürgen wurden dieses neue Bekenntnis durch einen Kronstädter Humanisten, Johannes Honterus, eingeführt. In seinem „Reformationsbüchlein”, das in lateinischer und deutscher Sprache erschien, fasste Honterus die wichtigsten Argumente der Reformation zusammen. Honterus gründete auch die erste Druckerei in Kronstadt, die erste Papiermühle des Burzenlandes, eine Schulbibliothek und die älteste Mädchenschule des Landes. Im Jahr 1544 wurde er zum ersten evangelischen Pfarrer von Kronstadt gewählt.

Wie alt ist die Schwarze Kirche? Die Kirche wurde zwischen 1380 und 1476 erbaut. Steinmetzen aus Kaschau (Stadt in der heutigen Slowakei) bauten einen großen Teil der Kirche. Sie benutzten ein zangenartiges Werkzeug, um die Steinblöcke zu heben, weshalb die einzelnen Bauquader der Außenmauern kleine Vertiefungen aufweisen.

Eine bekannte Legende erzählt von einem Lehrling, der, obwohl erst 12 Jahre alt, viel begabter war als sein Meister. Sein Meister stieß ihn aus Eifersucht vom Dach. Die anderen Lehrlinge errichteten an der Stelle, von der er gestürzt war, eine Skulptur zu seinem Andenken. Heute wissen wir, dass diese Erzählung eine Legende des 19. Jahrhunderts ist. Die originale Statue wurde in die Kirche gebracht, damit sie vor Wind und Wetter geschützt bleibt, und eine in den 1980er Jahren geschaffene Kopie steht jetzt an ihrer Stelle auf der Außenmauer.

Wo saßen die Menschen im Gottesdienst? Während des Gottesdienstes saßen die Frauen und Kinder inmitten der Kirche, während die Männer in rundherum angeordneten Bänken Platz nahmen – die wir „Gestühle” nennen. Die Handwerker gehörten zu verschiedenen Zünften und jede Zunft besaß ihr eigenes Gestühl. Zünfte sind Vereinigungen von Handwerkern, die den gleichen Beruf ausüben, zum Beispiel: Zimmerleute, Schmiede, Schlosser, Kürschner. In der Kirche befinden sich bemalte Holztafeln, auf denen die Zunftzeichen abgebildet sind. Das Zunftzeichen der Zimmerleute enthält beispielsweise einen Zirkel, ein Lineal und eine Hobel (Werkzeuge für die Holzbearbeitung). Vor jedem Gottesdienst bereiteten die Lehrlinge der Zünfte die Gestühle für die Meister vor. Sie schmückten diese mit Fellen, Kerzen, Fahnen und Teppichen.

Die Teppiche, die wir in der Kirche finden, wurden von Händlern aus Anatolien (der heutigen Türkei) mitgebracht. Sie wurden in Siebenbürgen dazu verwendet, die Kirchen zum Lobe Gottes zu schmücken.

Warum nennen wir sie die Schwarze Kirche? Im Jahr 1689 gab es in der ganzen Stadt einen großen Brand. Er wurde wahrscheinlich in einer der vielen Werkstätten verursacht, vielleicht in der Werkstatt eines Schmieds. Die Flammen breiteten sich schnell in ganz Kronstadt aus, und auch die Kirche wurde in Mitleidenschaft gezogen. Der brennende Dachstuhl stürzte ins Innere des Gebäudes, so dass das Innere ausbrannte und nur noch die Außenmauern stehen blieben. Sie wurden von den Flammen geschwärzt, und deshalb ist die Kirche heute als Schwarze Kirche bekannt.

Der Wiederaufbau der Kirche begann sofort und dauerte etwa 80 Jahre (1690-1772). Zunächst wurde der Dachstuhl neu errichtet (1690-1696), um das Innere zu schützen, und dann wurde das Kircheninnere eingerichtet. Für die Gottesdienstteilnehmer wurden Emporen gebaut.

Schließlich wurde die Kirche mit neuen Gewölben und Säulen ausgestattet (1762-1772). Nachdem die Kirche neu eingedeckt worden war, begann man mit der Einrichtung des Innenraums mit neuen Kirchenbänken. Wie die Kanzel (der Ort, an dem der Priester predigt) wurden auch die osmanischen Teppiche von den Bürgern von Kronstadt für ihre Kirche gestiftet. In der Kirche wurden die Teppiche auf verschiedene Weise verwendet: zum Schmuck des Altartisches, des Kanzelkorbs und der Gestühle der Zünfte. Sie vergegenwärtigten auch den gesellschaftlichen Rang der Personen, die sie besaßen. Im 19. Jahrhundert wurden mehrere Objekte eingeführt, die das Bild des Innenraums prägten. Die große Orgel wurde zwischen 1836 und 1839 von dem Berliner Handwerker Carl August Buchholz gebaut. Zwischen 1865 und 1866 wurden einige der barocken Gestühle und der alte Altar durch neugotisches Mobiliar ersetzt. Zur gleichen Zeit erhielt die Schwarze Kirche auch drei neue Glocken, von denen die größte etwa 6 Tonnen wiegt und aus dem Jahr 1858 stammt.