Zeittafel zur Geschichte Kronstadts
Der Deutsche Orden besitzt das Burzenland zu Lehen vom ungarischen König.
1235
Erste urkundliche Erwähnung von „Corona“.
1241
Kronstadt wird von den Mongolen zerstört.
1351
Der „Kronstädter Distrikt“ (districtus de Brasso) wird erwähnt. Der „Kronstädter Stuhl“ (sedes de Brassa) wird erwähnt 1355.
1358
Auf dieses Jahr datiert das älteste Handelsprivilegium für die Kronstädter Kaufleute in der Walachei.
1364
Kronstadt erhält vom König Ludwig I. das Jahrmarktsrecht.
1369
Verleihung des Stapelrechtes für mitteleuropäische Waren an Kronstadt.
1377
Der König bestätigt Kronstadts politische Führung des Burzenländer Distrikts.
1379
Der Sitz des geistlichen Kapitels des Burzenlandes wird von Marienburg nach Kronstadt verlegt.
1383
Baubeginn an der (heutigen) Schwarzen Kirche (beendet 1477).
1385
Der erste Kronstädter ist an der Wiener Universität als Student immatrikuliert.
1388
Älteste Urkunde über das Bestehen einer Schule in Kronstadt.
1413
Erste urkundliche Erwähnung eines Spitals in Kronstadt.
1420
Vertrag zwischen der Burzenländer Distriktsversammlung und der Kronstädter Kürschnerzunft über den Bau des Rathauses.
1421
Erster Türkeneinfall: Kronstadt wird zerstört, der Stadtrat gefangengenommen.
1422
Der Goldene Freibrief („Andreanum“: Rechtsstatus der Hermannstädter Provinz) wird auf den Kronstädter Distrikt ausgeweitet.
1427
König Sigismund weilt mit seinem Hof ein halbes Jahr in Kronstadt zwecks Organisierung der Osmanenabwehr. Die „Schulerau“ wird der Stadt zugesprochen.
1432
Die Türken fallen zum zweiten Mal ein.
1448-1453
Abtragung der Burg auf der Zinne und Ausbau der Befestigungen der Stadt.
1464
Erste Erwähnung des Schwarzgässer Tores.
1480
Ein „Jerg gramatik“ wird als ältestes Zeugnis rumänischer Schultätigkeit angeführt.
1486
Kronstadt und der Burzenländer Distrikt sind Teil der „Sächsischen Nationsuniversität“.
1493
Erste Erwähnung eines Arztes in Kronstadt (doctor Petrus).
1498
Der ungarische König verpfändet den Kronstädtern die Burg und Grundherrschaft Törzburg (späteres Törzburger Dominium).
1502
Erste Erwähnung der Schule in Bartholomae.
1512
Erste Erwähnung der Stadtapotheke.
1521
Neacşu aus Câmpulung schreibt an den Kronstädter Stadtrichter Johannes Benkner (ältestes erhaltenes rumänisches Sprachdokument, aufbewahrt im Kronstädter Staatsarchiv in der ehemaligen Schmiedebastei)
1539
Beginn der Tätigkeit der vom Humanisten und Reformator Johannes Honterus gegründeten Kronstädter Buchdruckerei.
1541
Umwandlung des Katharinenklosters in eine Schule. Gründung des Honterus-Gymnasiums.
1542
Erste „Studenten“-Theateraufführung in Kronstadt („Studenten“ = Gymnasiasten).
1542-1543
„Reformationsbüchlein“ von Honterus für Kronstadt und das Burzenland; Abschaffung der Messe in lateinischer Sprache und Einführung des evangelischen Gottesdienstes in deutscher Sprache.
1544
Honterus wird der erste gewählte evangelische Stadtpfarrer Kronstadts.
1545
Bau des Kaufhauses auf Kosten der Apollonia Hirscher.
1546
Errichtung der ältesten Papiermühle Siebenbürgens bei Kronstadt.
1547
Die „Kirchenordnung aller Deutschen in Siebenbürgen“ erscheint in Kronstadt; Einrichtung der „Liberey“ (Schulbibliothek) auf Anregung von Honterus.
1553
Baubeginn des Schlosses auf dem Schlossberg.
1553-1554
fordert eine Pestepidemie in Kronstadt 4000 Opfer (weitere Seuchenjahre 1530, 1572, 1588, 1602-1603, 1660, 1718-1719).
1556-1583
Der rumänische Buchdrucker Diakon Coresi wirkt in Kronstadt, in der von Honterus begründeten Buchdruckerei.
1558
Erstmals wird eine ungarische Schule erwähnt.
1559
Bau des Katharinentores.
1583
Das vom Kronstädter Ratsherrn Mathias Fronius verfasste „Eigenlandrecht der Siebenbürger Sachsen“, das bis 1853 auf dem „Königsboden“ Geltung besaß, wird in einer lateinischen und in einer deutschen Ausgabe in Kronstadt gedruckt.
1612
Kronstadt steht unter dem Stadtrichter Michael Weiß im Kampf gegen Gabriel Báthory; in der Schlacht von Marienburg (16. Oktober) wird das Kronstädter Heer geschlagen, Weiß und die „Studenten“ der Honterusschule fallen. Trotzdem kann Báthory Kronstadt nicht einnehmen. Mittelfristig gelingt auch die Wiederherstellung des Rechtsstatus der Siebenbürger Sachsen als Landstand und die Berfreiung Hermannstadts.
1639-1641
Bau der Goldschmiedebastei.
1658
Tatareneinfall ins Burzenland. Der Stadtrichter Michael Herrmann verhütet die Brandlegung in der Stadt.
1678
Gründung der Kronstädter Griechischen Handelskompagnie.
1688
Empörung der Kronstädter gegen die Stadtobrigkeit, da Übergabe der Stadt an die Habsburger geplant („Kronstädter Bürgeraufstand“); die Stadt wird von kaiserlichen Truppen besetzt.
1689
Der große Brand von Kronstadt vernichtet den größten Teil der Stadt, die große Stadtpfarrkirche wird zur Schwarzen Kirche.
1743
Neubau des Honterusgymnasiums, 1759 des Kaufhauses, 1761 der rumänischen Schule in der Oberen Vorstadt, 1770 des Rathauses, 1772 Wiederherstellung der Stadtpfarrkirche.
1785
Kronstadt hat 17.671 Einwohner, davon Innere Stadt 4496, Obere Vorstadt 6124, Altstadt 2946, Blumenau 2568.
1798
In Kronstadt bestehen 43 Zünfte mit zusammen 1227 Meistern.
1804
Einführung der öffentlichen Straßenbeleuchtung in der Inneren Stadt (mit Öl bis 1843).
1820
Kronstadt hat etwa 20.000 Einwohner.
1822-1823
Bau der Knabenrealschule in der Inneren Stadt.
1823
Gründung der Tuchfabrik Scherg.
1833
Gründung der ersten Kronstädter Maschinenfabrik und Eisengießerei Julius Teutsch.
1835
Gründung der Kronstädter Allgemeinen Sparkasse, des ersten Kreditinstitutes Siebenbürgens.
1837
Bei Johann Gött erscheinen das „Siebenbürger Wochenblatt“ und die „Blätter für Geist, Gemüth und Vaterlandskunde“.
1838
Gheorghe Bariţiu gibt die „Gazeta de Transilvania“ und andere Blätter heraus.
1839
In der Stadt mit den Vorstädten leben 22.886 Einwohner, davon 9.116 (39,8 %) Deutsche, 8.493 (32,7 %) Rumänen und Griechen, 4.364 Ungarn und Szekler (23,5 %), 789 Zigeuner (3,5 %), 119 Sonstige und Auswärtige (0,5 %).
1841
Gründung des Gewerbevereines, 1844 der Kronstädter Allgemeinen Pensionsanstalt und 1846 der Kranken-, Sterbe- und Viaticumskassa der Kronstädter Buchdruckergesellen.
1843
Gründung der Spezerei- und Kolonialwarenhandlung Hesshaimer.
1849
Erste Ausgabe der „Kronstädter Zeitung“; in der gleichen Zeit erscheinen „Espatriatul“ und „Brassói Lap“.
1850
Gründung des rumänischen Gymnasiums und der Kronstädter Handels- und Gewerbekammer. Kronstadt hat 21.581 Einwohner, ein Jahr später schon 25.269.
1854
Eröffnung des Telegrafenverkehrs.
1858
Errichtung der ersten Petroleumraffinerie in Kronstadt.
1859-1905
Gründung zahlreicher Vereine: 1859 Kronstädter Männergesangverein, 1861 Turnverein, 1873 Alpenverein, 1874 Kronstädter Feuerwehr, 1878 Philharmonische Gesellschaft, 1885 Liederkranz, 1905 Skiverein.
1864
Gründung der Tuchfabrik Tellmann.
1864-1913
Bau und Inbetriebnahme zahlreicher gemeinnütziger Einrichtungen: 1864 Errichtung des Gaswerks und Einführung der Gasbeleuchtung; 30. März 1873 Eröffnung des Bahnhofs; 1874-1876 Bau der Mädchenschule; 1881-1884 Bau des Gebäudes der Pensionsanstalt, später Komitatshaus; 1889 Oberrealschule; 1892 Dampftrambahn; 1893 Wasserleitung; 1902 Justizpalast und Hallenbad am Rossmarkt; 1906 Postgebäude; 1911-1913 neues Gebäude des Honterusgymnasiums.
1871
Martin Copony sen. gründet die erste siebenbürgische Parkettenfabrik.
1880
Kronstadt erreicht einen demographischen Gleichstand (9599 Sachsen/Deutsche, 9508 Ungarn/Szekler, 9079 Rumänen).
1880-1926
Allmähliche Industrialisierung: 1880 Maschinenfabrik „Schiel“, 1882 Papierfabrik „Schiel“ in Buşteni, 1891 Zementfabrik „Portland“, 1899 erste siebenbürgische Kanditen- und Schokoladenfabrik (später „Hess“), 1926 Flugzeugfabrik IAR u.a.
1889
Kronstadt besitzt eine Telefonzentrale mit 22 Anschlüssen.
1890
Kronstadt hat 30.739 Einwohner.
1894
Einweihung des Konzerthauses (neue Redoute) in der Hirschergasse.
1896
Erste Kronstädter Filmprojektion in der Villa Kertsch.
1898
Einweihung des Honterus-Denkmals als Teil der Honterusfeierlichkeiten.
1907-1914
Adolf Meschendörfer gibt die Kulturzeitschrift „Die Karpathen“ heraus.
1908
Gründung des Burzenländer Sächsischen Museums.
1910
Kronstadt hat 41.056 Einwohner.
1916
Einnahme und Besetzung Kronstadts durch rumänische Truppen; 8. Oktober: Entsatz der Stadt und der Umgebung durch verbündete deutsche und österreichisch-ungarische Einheiten.
1918
Einzug rumänischer Truppen in die Stadt nach der Anschlusserklärung der Rumänen Siebenbürgens.
1924-1939
Unter Leitung von Heinrich Zillich erscheint die siebenbürgische Kulturzeitschrift „Klingsor“.
1928
Gründung des „Astra“-Konservatoriums; Bau des Palastes der Handels- und Gewerbekammer (zurzeit Kreisbibliothek), 1939 des ARO-Hotels, des ersten Hochhauses in Kronstadt.
1933
Gründung des Bachchores unter Prof. Victor Bickerich.
1940-1944
Kronstadt ist Sitz der vom Deutschen Reich eingesetzten Führung der „Deutschen Volksgruppe in Rumänien“.
1944
Besetzung der Stadt durch sowjetische Truppen.
1945
Deportation der arbeitsfähigen sächsischen Frauen und Männer in die Sowjetunion.
1946
Brand des Zinnenwaldes während einer Dürreperiode.
1948
Verstaatlichung auch der sächsischen Industriebetriebe Kronstadts.
1948-1971
Aufbau des Kronstädter Hochschulwesens: 1948 Gründung des Forstinstituts, 1949 des Mechanikinstituts, 1956 Bildung des Polytechnikums durch Vereinigung der beiden Institute, 1960 Gründung des Pädagogischen Instituts, 1971 Vereinigung der beiden Bildungsanstalten zur Universität.
1949
Gründung der Staatsphilharmonie und des Staatstheaters, 1953 auch eines Musiktheaters (heute Kronstädter Oper).
1950-1960
Umbenennung der Stadt in „Stalinstadt“ (Oraşul Stalin).
1952
Zwangsevakuierungen aus Kronstadt und dem Burzenland.
1957
Erste Ausgabe der „Volkszeitung““ (ab 1. März 1968 „Karpatenrundschau“).
1957-1960
Politische Prozesse gegen Siebenbürger Sachsen in Kronstadt: Schwarze-Kirche-Prozess, Sankt-Annen-See- und Prejbe-Prozess, Schriftsteller-Prozess, Heltauer Prozess u.a.
1959
Eröffnung der ersten Trolleybuslinie nach Einstellung des Trambahnverkehrs.
1960
Eröffnung des neuen Gebäudes des Staatstheaters, 1962 des neuen Zentralbahnhofs, 1967 des neuen Bartholomäer Bahnhofs.
1962-1965
Bau der neuen Asphaltstraße von Kronstadt in die Schulerau.
1963
Die reformierte Kirche neben dem Hotel Aro-Palace, 1892 fertiggestellt, samt benachbartem Pfarrhaus und Schulgebäude, wird gegen kirchengemeindlichen Willen, auf Anweisung der kommunistischen Behörden, abgerissen.
1966
Kronstadt hat 163.345 Einwohner.
1969
Einweihung der elektrifizierten Bahnstrecke Kronstadt – Bukarest.
1970
Bau der Drahtseilbahn auf die Zinne.
1971
Neugründung der Honterusschule unter der Bezeichnung „Johannes-Honterus-Lyzeum“; die Seilbahn auf die Zinne nimmt den Betrieb auf.
1982
Nach umfangreicher Restaurierung wird das „Schloss“ auf dem Schlossberg als Gaststättenkomplex der Öffentlichkeit zugänglich gemacht (vorher u.a. als Gefängnis und Archiv-Depot genutzt).
1984
600-Jahr-Feier und Wiedereröffnung der Schwarzen Kirche nach dem Abschluss der Innenrestaurierung.
1985
In München wird die „Neue Kronstädter Zeitung“ gegründet.
1987
Die Trambahn wird wieder eingeführt; 15. November: Kronstädter Arbeiterrevolte, mehrere tausend Arbeiter der großen Industriebetriebe demonstrieren gegen die kommunistische Gewaltherrschaft und stürmen dabei den Sitz des Kreiskomitees der RKP und des Kreisvolksrates sowie das Rathaus, zugleich der Sitz des Munizipalkomitees der RKP.
1988
Der historische Marktplatz wird nach modernen Gesichtspunkten neu gestaltet.
1989
Erhebung gegen das Ceauşescu-Regime.
1990
Gründung des Demokratischen Forums der Deutschen im Kreis Kronstadt (seit 1999 Rechtsperson).
1992
Die Stadt hat 323.724 Einwohner; erste Kommunalwahlen nach der Wende, Bürgermeister wird Adrian Moruzi (1992-1996), ihm folgen Ioan Ghişe (1996-2004) und George Scripcaru (ab 2004).
1998
500-Jahr-Feier der Geburt von Johannes Honterus, die Außenrestaurierungen an der Schwarzen Kirche stehen kurz von ihrem Abschluss.
2002
Kronstadt hat 284.596 Einwohner, davon 258.042 Rumänen, 23.176 Ungarn und 1717 Deutsche.
2006
Gründung des Demokratischen Forums der Deutschen in Kronstadt (Ortsforum Kronstadt); der Trambahn-Verkehr wird eingestellt.
Quelle: „Kronstadt. Eine siebenbürgische Stadtgeschichte“, herausgegeben von Harald Roth (Universitas Verlag, München 1999)